Donnerstag, 2. April 2020

Ein Riff entsteht...



Seit dem 13. März ankern wir jetzt mit der Green Duck auf einem Sandpatch vor Palawan Camping nahe San Vicente auf Palawan. Heute ist der 3.April! Also fast 3 Wochen liegen wir jetzt hier. Der Anker liegt ruhig eingegraben im Sand, das Schiff schwojt mit der Tide hin und her und das Wasser ist so klar, dass wir den Anker in 6,5m Tiefe sehen können.

Bei unserer Ankunft schien das Wasser leer zu sein. Gelegentlich wurde eine Qualle an unserem Schiff vorbeigetrieben, sonst war nicht wirklich etwas um uns herum zu sehen. Einmal wurde ich sogar Zeuge, als eine dicke fette weißliche Qualle wohl mit der Strömung zwischen den Stufen unserer Badeleiter hindurchgetrieben werden wollte. Ihr Körper war so riesig groß, dass er es nicht hindurch schaffte. Vielmehr schien sich die eine Sprosse der Badeleiter in den Körper der Qualle einzuschneiden und sie in zwei Teile zu spalten. Doch irgendwie - ich konnte es nicht wirklich erkennen - trieb die Qualle plötzlich wieder frei in der Strömung, scheinbar unversehrt!


Beim Schnorcheln einige Tage nach unserer Ankunft sah ich einen Schwarm klitzekleiner Fischchen, scheinbar die Brut von ca. 6-8cm großen schwarz-weiß gestreiften Fischen, der sich im Bereich des Kiels aufhielt und stets auf die andere Seite des Rumpfs wechselte, wenn ich versuchte sie aus nächster Nähe zu fotographieren. Am Rumpf selbst wuchsen die ersten Entenmuscheln, die hübsch anzusehen sind, wenn sie das Wasser filtern. Die Schiffseigner sind leider meist weniger erfreut über die Ankunft dieser Muscheln, denn sie bremsen beim Segeln und müssen irgendwann wieder weichen. Ich war hingegen begeistert beobachten zu können, wie sich die Natur ihre Territorien zurückerobert, wenn man sie lässt. Entlang der Rümpfe beginnen die Wasserpflanzen in verschiedenen Farben zu wachsen.






Schon wenige Tage später ließen sich die ersten Schwärme von kleinen Fischen rund um das Boot blicken, erst waren es nur wenige Tiere, doch nach und nach werden es immer mehr. Heute morgen hatte man den Eindruck, dass es inzwischen schwierig sein würde ins Wasser zu springen ohne einigen dieser Tierchen auf den Kopf zu springen. Hunderte, ja vermutlich tausende Individuen tummeln sich in mehreren Schwärmen rund um unser Boot! Erstmals konnte man heute morgen verschiedene Arten von Fischen erkennen. Da sind die ca. 5cm großen silbrigen Fische, die in der Sonne so glänzen, ja geradezu glitzern. Dann sind da auf einmal auch größere schwarze Fische - eher in der Tiefe, dann sind da wieder ganz kleine, vielleicht 1-2 cm große... und egal, wo wir hinschauen, überall schwimmen zahlreiche Fische. Erstmals konnte ich eben einen ca. 30cm schmalen länglichen Fisch erkennen, ein Prädator, der den kleineren Fischen nachstellte.

Seit einigen Tagen beobachte ich nun gespannt jeden Morgen das Treiben um das Schiff herum. Regelmäßig werden wir jetzt morgens von den Tintenfischen begrüßt, die auf der Suche nach Schutz und Schatten bei uns Zuflucht gefunden haben. Erst waren es nur eine Hand voll, die sich meist auf der Schattenseite des Schiffes aufhalten, doch seit einigen Tagen werden es jeden Tag mehr. Zu Beginn zählte ich ca. 20 Tintenfische, tags darauf waren es schon 41, dann 60 und wieder einen Tag darauf 81! Und scheinbar werden sie täglich größer! Anfangs noch zart und klein, haben sie sich zu einer stattlichen Größe entwickelt. Heute morgen waren es soviele, dass ich sie nicht mehr zählen konnte. Es müssen etwa 100 sein... wo sie wohl überall herkommen? Es scheint sich in der Umgebung herumzusprechen, dass man hier sicher ist. Schauen wir vom Schiff hinunter, so hat man den Eindruck, dass die Tintenfische ebenso nach oben gucken um zu sehen, wer wir sind. Ganz entgegen der Aussage im Internet aus einem Schulbuch, worin geschrieben steht, dass Tintenfische Einzelgänger sind, muss ich feststellen, dass diese Aussage hier überhaupt nicht zutrifft. Die Tiere hier besitzen ein großes Schwarmverhalten.


Doch Fischreichtum geht auch mit Problemen einher: So ein Schiff hat einige Eintritts- und Austrittspforten verschiedenster Art. Darin scheinen sich die kleinen Fische am Riff nur allzu gerne zu verstecken. Das bekommt dem ein oder anderen allerdings nicht! Wird nun überraschend die Spülung der Toilette betätigt, so ist das der Garaus für das kleine Tierchen, es wird angesogen und ... steckt fest! Ein Zurück gibt es nicht! In der Folge steigt in den nächsten Tagen jener ungeliebte Geruch in der Toilette hoch, der auf das klägliche Dahinsiechen des Kadavers hindeutet und die Nasenschleimhäute kräuselt! Und darüberhinaus kommt der Wasserfluss zum Spülen unangenehmer Körper-Absonderungen kurzfristig zum Erliegen...Weitere Einzelheiten des Geschehens überlasse ich der Fantasie des Lesers! Und trotzdem: Seit Tagen beobachte ich einen Fisch, der stets in dem Borddurchlass Unterschlupf sucht. Er (bzw. sie?) scheint sich dort gut zu entwickeln und wächst und gedeiht prächtig ... und ich warte auf den Tag, an dem es wieder schlank ist, nachdem es eine Menge Eier abgelegt hat. Das Männchen, ein sehr viel kleinerer Fisch derselben Art, hält sich immer in der Nähe auf. Da ich nun fast täglich am Rumpf entlangschnorchele, scheinen mich die Fische ein wenig kennengelernt zu haben, denn sie flüchten nicht mehr sobald sie mich sehen. Vielmehr verharrt das vermeindliche Weibchen und dreht sich zu mir an, guckt mich und die Kameralinse an, ja huscht vor meinen Augen wieder in ihr sicheres Versteck.


Am Abend dann, nach Einbruch der Dämmerung, wird es unheimlich. In gebührendem Abstand zum Schiff fängt es an zu plätschern, Wellen werden geschlagen und unzählige kleine Fische springen aus dem Wasser auf der Flucht vor den Jägern. Wer das genau ist, wissen wir nicht, aber auch Rochen haben wir schon über das Wasser springen sehen. Was wir bisher sehnlichst vermissen, sind Delfine oder gar Wale! Die machen sich eher rar... Was wir schon beobachten konnten in wenigen Metern vom Schiff entfernt, das waren einige Schildkröten, die kurz ihr kleines rundes Köpfchen aus dem Wasser streckten um Luft zu schnappen und dann wieder in den Tiefen des Wasser verschwanden. Aber angesichts der Entwicklung an unserem schwimmenden Riff sind wir voller Hoffnung, dass die Natur die durch Corona verordnete Ruhezeit nutzt und sich sichtbar regeneriert. Wir warten gespannt darauf, was sich in den nächsten zwei Wochen noch entwickelt...

Christiane
























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